Es ist am Anfang der große Überblick. das Gefühl, die Sonne steht orangefarben scheinend über den Horizont. Ein Bass blubbert jazzig aus der Ferne, eine Gitarre seufzt, Gesang trägt elegisch eine Ballade vor. Dann schlagartiger Szenenwechsel im Sekundentakt, gewittrige Wolken ziehen über die Idylle auf. Die amerikanische Mathcore-Band Between The Buried And Me definieren mit ihrem 2009 erschienenem Album "The Great Misdirect" Musik als ewigen fließenden Klangstrom.
Einstieg auf Platz 36 in den US-Charts bei einer so extrem vielfältigen und eigentlichen Chart untauglichen Musik, weltweit sich vor Lobpreisungen überschlagende Reviews, .... Pink Floyd des Metal und Hardcore Punk. Die Musikanten um Sänger Tommy Rogers spulen kein übliches Metalprogramm ab. Hier gibt es keine Schlager-Peinlichkeiten a la Manowar & Co. Hier schreddern auch keine Hänflinge entblödete Riffs und kucken böse in der Gegend herum. Mit den Gitarristen Paul Waggoner, Dustie Waring, dem Bassisten Dan Briggs und Schlagwerker Blake Richardson hat sich Sänger Tommy Rogers Leute ins Boot geholt, die von Fach sind. Die Rhythmussektion lässt sich von Jazz, Progressive Rock, Metal und Blues gleichermaßen beeinflussen. Rogers pendelt zwischen brutalen Hardcore-Shouts und hohem Falsett, erzählt stimmungsvolle Geschichten. Das instrumentale Fundament schillert in allen Farben, Stimmungsmeere von Skalen und wilden Taktfolgen stürmen auf den Hörer ein. Dann schlagartige Ruhe. Fließende Übergänge, die Songs verlieren ihren individuellen Charakter. Keine Hits. Nur das Aufblitzen von unglaublich dicht erzählten und gestrickten Momenten der befreienden Klarheit, dann des stickigem Dickichts aus Angst und Wut.
Das fünfte Studioalbum von Between The Buried And Me ist keine Veröffentlichung, die sich einem sofort erschließt. Für die mitunter zehnminütigen Erzählungen der sechs Titel braucht man Zeit. Vergleiche mit dem Vorgängeralbum "Colors" tun sich auf. Wo "Colors" auf dem ersten Blick mutiger, krasser und vielleicht auch schroffer zu Werke ging, erscheint "The Great Misdirect" flüssiger, weniger dynamisch und ausgereifter. Man hört, dass sich die Musiker entwickelt haben und sich nicht einfach auf herkömmliche Songstrukturen beschränken. Das kann auf der einen Seite für manche erfrischend, erhellend sein. Für andere ist "The Great Misdirect" ein zugangsloses Stück Jazz.
Das Album wurde am 27. Oktober 2009 via Victory Records veröffentlicht.
Spieldauer: 59:34 Minuten
Tracklist:
1. | "Mirrors" | 3:38 |
2. | "Obfuscation" | 9:15 |
3. | "Disease, Injury, Madness" | 11:03 |
4. | "Fossil Genera - A Feed from Cloud Mountain" | 12:11 |
5. | "Desert of Song" | 5:34 |
6. | "Swim to the Moon" | 17:54 |